Erntebericht Türkei 2024: Frühe Ernte nach sehr heißem Sommer

Hitze setzt Sultaninen und Feigen zu – aber es gibt auch Gewinner

[10/24] Die letzten warmen Abende sind vorbei, der Sommer macht dem Herbst Platz. Für unsere Anbaupartner in der Türkei und Aserbaidschan ist das die wirklich heiße Phase, denn dann laufen die Ernten oder werden abgeschlossen. Seit 1976 gibt es das Rapunzel Türkei-Anbau-Projekt. Heute bauen dort 390 Bio-Landwirte unter anderem Aprikosen, Feigen, Haselnüsse, und Trauben für Sultaninen und Rosinen an. Wie jedes Jahr haben auch in diesem Spätsommer Rapunzel Agraringenieure die Ernte in der Türkei begleitet und die Geschäftsführerin von Rapunzel Türkei, Margit Epple, war mit vor Ort.

Das Türkei-Projekt ist das größte und älteste Anbau-Projekt von Rapunzel. Der Naturkosthersteller hat in der Türkei echte Pionierarbeit geleistet. Und steht bis heute in engstem Kontakt mit den türkischen Projekt-Bäuerinnen und -Bauern.

Wissen, wo’s herkommt – diese Maxime gilt für das Türkei-Projekt noch entschiedener als für andere Rapunzel Lieferanten. Denn eigene Agraringenieure der Tochterfirma Rapunzel Türkei beraten die Bauernfamilien rund um das Jahr, sie sind im ständigen Austausch mit ihnen, teilen ihre Sorgen, beraten und begutachten.

Aprikosen

Den Aprikosen hat das heiße Wetter gutgetan, hier kann man von einer sehr guten Ernte sprechen. Die Ernte ist bereits abgeschlossen. Glücklicherweise sind die Bauern ohne dramatische Wetterereignisse wie Frost oder Hagel durch Frühling und Sommer gekommen. Die Qualität ist gut und alle Größen verfügbar.

Auch wenn die Ernte von der Menge her leicht geringer ausfällt als ursprünglich gedacht, die Qualität ist besser als im Vorjahr. Die Aprikosen sind der Gewinner dieser Erntesaison. Ein Teil der diesjährigen Ernte fließt in ein interessantes Neuprodukt der Schwestermarke Zwergenwiese: eingemachte Aprikosen im Glas.

Frische Aprikosen liegen in der Sonne zum Trocknen.

Sultaninen

Im Vergleich zu den Vorjahren ist 2024 ein durchwachsenes Sultaninen-Jahr. Die Qualitäten sind gut, die relative Knappheit setzt sich aber fort. Das treibt auch die Preise in die Höhe.

Gleichzeitig verlief die Saison ohne größere ungünstige Wetter-Ereignisse. Aber die hohen Temperaturen und eine relative Wasserknappheit schlugen sich in geringeren Erntemengen nieder als ursprünglich gedacht. Die Qualität allerdings ist außerordentlich gut: Die Sultaninen haben eine sehr schöne goldene Farbe, auch die Größen sind gut und es gibt wenig B-Ware.

Eva Kiene mit frischen Sultaninen direkt vom Feld

Feigen

Nach einer guten Entwicklung setzte das sehr heiße Klima den heranreifenden Feigen zu. Auch zur Erntezeit wurden Temperaturen von bis zu 45°C erreicht. Zum ersten Mal sind die Talfeigen eher besser als die Bergfeigen damit zurechtgekommen. Das liegt an der Hitzebeständigkeit der großen alten Bäume und der besseren Wasserversorgung im Tal.

Da die Feigen in der Wachstumsphase wenig Wasser bekommen haben, fällt die Durchschnittsgröße der Früchte geringer aus als in den vorigen Jahren. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass circa 30 Prozent der Menge am türkischen Feigenmarkt fehlen werden.

Frisch geerntete Feigen aus der Türkei

Haselnüsse aus der Türkei

Insgesamt wurde, sowohl was die Menge als auch die Qualität angeht, eine gute Haselnussernte in der Türkei erwartet. Dennoch stellte sich zu Erntebeginn heraus, dass die Mengen geringer ausfallen werden als gedacht. Durch einen Schädlingsbefall in niederen Anbauregionen, kommt es zu höheren und zusätzlichen Sortierkosten in der Knackanlage. Diese machen die Ware aus der Ernte 2024 teurer. Die Rapunzel Projektbauern in höheren Lagen sind davon nicht betroffen.

Haselnüsse aus Aserbaidschan

In Aserbaidschan erwarten wir insgesamt eine bessere Ernte als 2023. Das Klima war in diesem Jahr speziell der Entwicklung der Haselnüsse zuträglich. In einem Projektdorf gab es Hagel und schwere Regenfälle, dort wird es Produktionsausfälle von 30 bis 40 Prozent geben. Aufgrund der allgemein guten Ernte wirkt sich dies aber nicht sehr stark auf die Gesamtmenge im Vergleich zum Vorjahr aus.

Dieses Jahr haben die Haselnüsse im Durchschnitt eine deutlich bessere Qualität als im Vorjahr. Auch die Aussortier-Arbeit fällt daher geringer aus als 2023. Somit können mit aserbaidschanischer Ware die geringeren Mengen aus der Türkei ausgeglichen werden.

Zertifiziert nach Fair for Life (FFL)

Soziale Verantwortung spielt für Rapunzel von Anfang an eine zentrale Rolle. Das schlug sich auch in dem in den 1980er-Jahren entwickelten Türkei-Anbau-Projekt nieder. Seit einigen Jahren geht Rapunzel noch weiter. 2019 wurden die ersten Produkte des Rapunzel Türkei-Projekts fair zertifiziert nach dem Fair for Life-(FFL) Standard – also dem Sozial- und Fairhandels-Standard der Ecocert Gruppe. Inzwischen sind knapp 80 Bauern des Rapunzel Türkei-Projekts nach FFL zertifiziert. Die Zertifizierung umfasst Haselnüsse, Aprikosen, Sultaninen und Feigen.

FFL beinhaltet neben den üblicherweise von Sozialstandards abgedeckten Aspekten vor allem Kriterien des fairen Handels, aber auch Umweltaspekte. Dabei umfasst der Standard die gesamte Lieferkette, vom Anbau der Rohwaren bis zu ihrer Abpackung. Jährlich wird vor Ort geprüft, ob die Standards bei den Bauern und in der Verarbeitung eingehalten werden. Dazu gehören beispielsweise Arbeitssicherheit, das Recht auf Versammlungsfreiheit, das Verbot von Diskriminierung und Kinder- und Zwangsarbeit, die Einhaltung der nationalen Gesetzgebung und die faire Bezahlung der Mitarbeitenden.