Lieferantenportrait: Hafer – der Bäumlehof auf der Schwäbischen Alb

Dort, wo der Hafer für unsere Produkte wächst

Hafer – nicht nur als pure Flocke heiß geliebt und ein echter Klassiker, sondern auch eine der wichtigsten Zutaten in (fast) allen Müslis von Rapunzel. Kein Wunder, schließlich ist Hafer ein wahres Superfood: Er macht lange satt, senkt den Cholesterinspiegel, fördert die Darmgesundheit und wird auch noch von vielen vertragen, die mit Gluten ein Problem haben.

Die Getreide für Rapunzel Müslis kommen aus heimischem Anbau. Einer der Haferbauern ist Lothar Braun-Keller im Südwesten der Schwäbischen Alb.

Früher haben die Bauern viel Hafer angebaut, dann verdrängten ertragreichere Arten das bekömmliche Getreide weitgehend. Bio hat den Hafer wieder auf die Äcker dieser Region gebracht. Durch die besseren und fairen Preise lohnt sich der Anbau wieder für die Bio-Landwirte.

Das braucht der Hafer: zum richtigen Zeitpunkt Feuchtigkeit & Bodenfruchtbarkeit

Hafer ist sowohl robust als auch empfindlich. Im Frühjahr braucht er unbedingt Wasser, um zu gedeihen. Im Sommer verträgt er dann auch Trockenheit. Denn der Hafer konzentriert sich aufs Korn: Wenn der Sommer trocken ist, steht der Hafer nicht so hoch und gibt seine ganze Kraft ins Korn. Der Ertrag ist dann zwar trotzdem etwas geringer, aber es kommt nicht zu großen Ausfällen. Geerntet wird bevor der Hafer zu reif ist, denn dann ist er anfälliger für Pilzerkrankungen.

An den Boden stellt der Hafer vergleichsweise geringe Ansprüche. Im Fall von Lothar Braun-Kellers Bäumlehof ist die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Humusaufbau sehr wichtig. Denn auf der Kuppe der Schwäbischen Alb, etwa 870 Meter über Meereshöhe gibt es wenig Humus, nur fünf bis zwanzig Zentimeter. Darunter loses Gestein oder blanker Fels.

Unser Haferbauer betreibt eine siebenjährige Fruchtfolge und achtet genau darauf, was der Boden und die jeweiligen Ackerfrüchte benötigen. Zwei Jahre lang kommt zunächst Kleegras mit viel Luzerne auf den Acker. Im Spätwinter wird dieses Leguminosengemenge mit dem Pflug oder mit dem Grubber in den Boden eingearbeitet. Im dritten Jahr wird der Hafer ausgesät, relativ früh, meist schon Mitte März.

Auf besonders steinigen Böden bekommt der Hafer noch eine kleine organische Düngung. Auf Hafer folgt Weizen, anschließend zur Hälfte Dinkel, zur Hälfte Braugerste. Die nächste Fruchtfolge ist Triticale, eine Kreuzung aus männlichem Roggen und weiblichem Weizen, die vor allem als wertvolles Tierfutter verwendet wird. Das Schlusslicht der Fruchtfolge macht die Wintergerste. Diese ausgeklügelte Fruchtfolge sorgt dafür, dass die Bodenfruchtbarkeit verbessert wird und die Nachfolgefrucht immer vom Vorgänger profitiert.

Zahlen und Fakten Bäumlehof und Leibertinger Biohöfe

Betriebsleiter: Lothar Braun-Keller
Umstellung auf Bio: 1989
Landwirtschaftliche Flächen: 246 Hektar, davon 74 Hektar Ackerland, rund 170 Hektar
Grünland sowie 3 Hektar Streuobstwiesen
Viehbestand: rund 115 Rinder, 70 Schafe, 12 Ponys
Hofladen Bäumlehof: Betrieb seit 2003 durch Christine Braun-Keller und Familie, Vermarktung der hofeigenen Produkte sowie eines Bioland-Sortiments aus der Region
Stand: 2020

Bio beginnt bei der Samensorte

Lothar Braun-Keller sät größtenteils die ökologisch gezüchteten Sorten Sinaba und Kaspero an – beides Züchtungen der Landbauschule Dottenfelderhof. Diese Pflanzenzüchter leisten wertvolle Pionierarbeit für den gesamten Öko-Landbau. Sinaba ist ein standfester Weißhafer mit großem Korn und einer guten natürlichen Resistenz vor Flugbrand. Der Gelbhafer Kaspero hat ein kleineres Korn, zeigt aber ebenfalls eine gute Resistenz gegen die Pilzerkrankung Flugbrand auf.

Vom Feld bis zu Rapunzel

Bei der Vermarktung seines Getreides setzt Lothar Braun-Keller auf gemeinschaftliche Strukturen. In den 1990er-Jahren entstanden in Baden-Württemberg Erzeugergemeinschaften, so auch die Rebio in Tübingen. Als Dachverband fungiert die Bioland-Handelsgesellschaft.
Rebio betreut Erzeuger vom Bodensee über den Schwarzwald bis nach Stuttgart. Der Vorteil für die einzelnen Bio-Bauern: Sie müssen sich nicht um die Vermarktung kümmern und haben die Sicherheit, dass ihre Ernte auch abgenommen wird. Dazu geben sie jeweils ihre geschätzten Erntemengen an.

Auch den Transport des Getreides vom Hof zum Lager organisiert Rebio. Bei Rebio wird das Getreide gelagert, bis es dann zur Mühle gebracht und dort zu Mehl oder Flocken verarbeitet wird. Und dann folgt noch der Weg von der Mühle zu Rapunzel in Legau, wo zum Beispiel Haferflocken mit anderen Bio-Zutaten zu feinen Müslis gemischt und abgepackt werden.

Harmonisches Zusammenleben der gesamten Schöpfung

Bio-Anbau betreibt der Haferlieferant Lothar Braun-Keller schon seit 1989 – und das aus voller Überzeugung. Aber das reicht ihm nicht aus: „Es ist ja nicht schwarz oder weiß, also Bio ist nicht immer per se gut und konventionelle Landwirtschaft nicht generell schlecht. Da muss man ganz genau hinschauen. Und vor allem: Nur zusammen können wir etwas bewirken, um eine lebenswerte Welt zu erhalten“, betont er. Und da kommt dann gleich die Philosophie ins Spiel. „Vielleicht müssen wir über den ökologischen Gedanken hinausgehen.

Für mich geht es um ein harmonisches Zusammenleben der gesamten Schöpfung. Sozialer und ökologischer Frieden – das gelingt nur im Miteinander und ist eine wichtige Voraussetzung, damit wir in Frieden leben können“, sinniert Lothar Braun-Keller. Er ist fest davon überzeugt, dass Landwirtschaft auf Dauer nur im Einklang mit den biologischen Kreislaufen und mit Respekt vor der Schöpfung funktionieren kann. Dazu gehört für ihn auch, dass die Bauern zusammenhalten statt gegeneinander zu arbeiten.